Das Unglück Mensch. Darwin's Failure 1

Dieser Rezension liegt Das Unglück Mensch (Darwin's Failure 1) (Kindle Edition) auf dem Stand von Februar 2015 zugrunde.

Mitreißend...

… schlägt die Geschichte über Madeleine Puljics Charakteren in »Das Unglück Mensch« zusammen. Wie in der griechischen Tragödie endet jeder ihrer Versuche, sich dem Schicksal entgegenzustemmen, eine Etage tiefer im Verderben.

… hüllt die Sience Fiction den Leser ein und saugt ihn viel zu schnell durch die Seiten.

In der 70 Millionen Einwohner beherbergenden Megapolis Noryak leben natürlich geborene Menschen in den versmogten Dreckschluchten der Hochhäuser, unter der Stadt die verstümmelten und nicht mehr gebrauchten »Industrieabfälle« und hoch über den Giftschwaden die genoptimierte und teilweise ganz im Labor entworfene Oberschicht im Sonnenlicht. Es gibt kaum Berührungspunkte. Die Infrastruktur der Lebenswelten ist voneinander so getrennt, dass es Mühe kostet, von einer in die andere zu gelangen. Trotzdem kreuzen sich die Wege der Charaktere aus den unterschiedlichen Etagen dieses Großstadtdschungels. Daraus entsteht eine Energie, die sie immer tiefer ins Verderben reißt, obwohl sich jeder nach bestem Wissen und Gewissen müht, dieses aufzuhalten.

Ich habe »Das Unglück Mensch« gewählt, weil ich Lust auf eine morbide Dystopie hatte und wurde befriedigt. Mich irritiert nur, dass die Genoptimierten mit Störungen aus dem Autismusspektrum und steril entwickelt werden. Dies bringt die Geschichte zwar in Bewegung und baut eine interne Logik auf, aber liegt doch weit von dem entfernt, was man sich leisten würde, wenn man eine solche Technologie zur Hand hätte und bezahlen könnte. Mir drängt sich bei dieser Wahl, die Geschichte zu erzählen, auf, dass die Autorin Autismus verarbeitet und neben die bekannten negativen Aspekte ein paar positive zur Diskussion stellt. Vielleicht handelt es sich auch nur um eine Reminiszenz an die griechisch-philosophische und theologische Meinung, dass Gefühle und Bindungsfähigkeit zur Umwelt lediglich Ketten seien, die den Geist im Körper und im Jammertal der Welt gefangen hielten.

Wirklich neu ...

... ist wenig, wenn man Filme wie »Blade Runner«, Computer Spiele wie »Deus Ex«, einige SiFi Manga, andere Dystopien oder den biblischen Turmbau zu Babel kennt. Obwohl viele Fährten schon früh ersichtlich werden, gelingt es Madeleine Puljic, an ein paar Stellen zu überraschen, insbesondere solange man in einem SiFi unserer Zeit das Muster der griechischen Tragödie nicht erwartet. Mir gefällt, wie die Autorin die Fäden der Charaktere in der Hand behält, weiterentwickelt und sinnvoll miteinander verwebt.

Ich habe in letzter Zeit ...

... viele eBooks mit so erheblichen Fehlern gelesen, dass ich mich frage, ob der Beruf der Korrektorin, des Korrektors ausgestorben ist. Normalerweise nutze ich die Berichtigungsfunktionen des Kindle, um Verbesserungen vorzuschlagen. Bei diesem Buch habe ich mich davon nicht aufhalten lassen. Dafür ist es viel zu mitnehmend erzählt. Trotzdem profitiert »Das Unglück Mensch«, wenn es der deutschen Rechtschreibung und Grammatik angepasst wird – Stand Februar 2015 –. Mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Sprache würde mit der Sorgfalt korrelieren, wie Madeleine Puljic ihre Figuren zueinander finden lässt und wie sie die Geschichte entwickelt.

Ich bin froh darüber, ...

... dass »Das Unglück Mensch« den Reihentitel »Darwin's Failure 1« trägt. Bisher ist die Geschichte weit vom Ende entfernt, und »1« verspricht, dass es weitergeht. Ich brenne darauf, durch die Fortsetzung gesogen zu werden – und wenn es nur für einen weiteren Tag ist.

Kommentare

Beliebte Posts